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Tarnfarben silber/blau
Warum sind deutsche Polizeifahrzeuge grün oder grün/weiß? - Teil III

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Wenn man nach dem warum von Grün als deutscher Polizeifarbe fragt, so sollte man seinen geschichtlichen Rückblick im Preußen des 19. Jahrhundert beginnen, weil Preußen in Bezug auf Militär und Polizei die Vorreiterstellung in Deutschland innehatte. Die grüne Uniformfarbe der militärischen Jägereinheiten, als Elitetruppenteile, wurde bei den dunkelgrünen Uniformteilen der Landgendarmerie übernommen. Außerdem enthielt der Helmadler der Gendarmerie den preußischen Gardestern als besondere Auszeichnung.
Aus diesem ehemaligen militärischen Gardestern ging übrigens nach dem 1. Weltkrieg der preußische Polizeistern hervor, den wir in dieser Form als Polizeistern noch heute in Deutschland kennen. Galten die dunkelblau uniformierten staatlichen Schutzmänner und Kommunalpolizeisergeanten als Linientruppen der damaligen Polizeiorganisation, so wurden die dunkelgrün uniformierten Gendarmen als Elitetruppen selbiger angesehen.
Aus dieser (militärischen) Tradition heraus, lässt sich das Grün als deutsche Polizeifarbe, auch im Verlaufe der weiteren geschichtlichen Entwicklung und trotz der Verwendung anderer Farben bei den Polizeien, ebenfalls als überwiegend verwendete Fahrzeugfarbe gut erklären.

Erste zweifarbig grün-weiße Polizeiautos gab es als Funkstreifenwagen einiger Bundesländer seit Mitte der 50 er Jahre.
Die bundeseinheitliche Farbgebung in der Zweifarbenkombination Minzgrün / Weiß existiert seit 1975.
Eine Zweifarbenkontrastlackierung wird offiziell mit der Sicherheit / Eigensicherung und der Erkennbarkeit / Signalwirkung begründet. Da dieses äußere Erscheinungsbild auf die heutigen Karosserieformen abgestellt sei, besitze diese Farbgebung auch den größtmöglichen Sicherheitseffekt, weil Fahrzeugdimensionen in dieser Farbgebung richtig eingeschätzt werden können. Hier haben Techniker offiziell das warum erklärt.
Zugleich werde durch die grün-weiße Zweifarbenkombination eine eindeutige und schnelle Unterscheidung zwischen Einsatzfahrzeugen der Polizei und anderen Einsatzfahrzeugen, zum Beispiel der Feuerwehr in rot-weiß, gewährleistet.
Außerdem sei ein hoher Auffälligkeitsgrad als Polizeifahrzeug gegeben, so dass jeder Hilfesuchende einen Streifenwagen sofort erkennen kann.
Hier haben Ministerialbeamte offiziell das warum erklärt.

Schlußbemerkung:
Abschließend kann festgestellt werden, dass Grün als traditionelle Farbe deutscher Polizeifahrzeuge auch bei der späteren Zweifarbengestaltung von Streifenwagen Verwendung fand. Allerdings sind die amtlichen Begründungen hierfür anders lautend und lassen den polizeigeschichtlichen Aspekt meiner Meinung nach bewusst unberücksichtigt.
Meine Ausarbeitung als Hobbyhistoriker zu diesem Thema stellt lediglich einen Streifzug durch dieses Kapitel deutscher Polizeigeschichte dar und erhebt weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf wissenschaftliche Professionalität.
Im Übrigen kann ich mich trotz meiner fast 32 Polizeidienstjahre nicht daran erinnern, dass Arbeitskollegen oder ich bei der Farbgestaltung unserer Uniformen oder Dienstfahrzeuge je befragt worden sind, obwohl wir tagtäglich unsere Polizeifarben tragen und herumfahren müssen.
Aber vielleicht ändert sich das Verhalten unserer Ministerialbürokratie ja bei der jetzt gerade beginnenden Diskussion um die Farbe Blau als unserer zukünftigen Polizeifarbe im vereinigten Europa.
Übrigens: die meisten Streifenwagen meiner Polizeiinspektion gibt es schon nicht mehr in weiß-minzgrüner Optik, sondern in minzgrün-silberner Farbgestaltung. Ein Trend, der derzeit bei Länderpolizeien bundesweit zu beobachten ist. Denn nach Entfernen der minzgrünen Folien sollen sich ausrangierte Polizeiautos silberfarben besser verkaufen lassen als weiße.
Und bei der Autobahnpolizei im Bundesland Brandenburg sind bereits Streifenwagen in blau-silberner Farbgebung unterwegs.
Können wir alten Polizisten bald nicht mehr wie bisher sagen: Polizei ist schön und grün und Ländersache.

Als Autor:
Peter Hübner, Bochum, den 25.05.2003


verwendete Quellen:
- Dönecke / Lemcke: Polizei-Fahrzeuge gestern und heute, Verlag Deutsche Polizeiliteratur (VDP), Hilden 1989
- Frank Schwede: Deutsche Polizeifahrzeuge 1945 bis heute, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2000
- Achim Schmidt: Polizeifahrzeuge in Deutschland von 1945 bis heute, Verlag Podszun-Motorbücher, Brilon, 1998
- Gerd Stolz: Geschichte der Polizei in Schleswig-Holstein, Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens & Co., Heide, 1978
- Dr.W.Regenberger: Panzerfahrzeuge und Panzereinheiten der Ordnungspolizei 1936-1945, Podzun-Pallas Verlag GmbH, Wölfersheim-Berstadt, 1999
- Erich Radecke (+): Geschichte des Polizei-Tschakos, Selbstverlag des Autors, Hamburg,1995
- Erich Radecke (+): Polizei-Abzeichen, 1.Band – bis 1918, Soldi-Verlag, Hamburg, 1993
- Eigene Ausarbeitungen und vorhandenes Archivmaterial des Autors

Anmerkungen der Redaktion:
Zunächst geht nochmals ein herzlicher Dank an Peter Hübner für diesen gelungenen Überblick zur Farbgebung der deutschen Polizei. Der bereits angerissene Trend zur vermeintlich wirtschaftlicheren Grundfarbe silber, bei dem die angeführten Sicherheitsaspekte gänzlich außer acht gelassen werden, weitet sich zunehmend aus, ebenso die Einführung von blauen anstelle von grünen Folien neben Brandenburg auch in den Ländern Hamburg, Niedersachsen und voraussichtlich beim BGS. Sachliche Argumente dürften in Anbetracht der dargestellten amtlichen Begründungen für die Farbe grün heutzutage jedoch schwer zu finden sein.



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